Dirk – was für ein Typ!

 
Soeben habe ich „den großen Nowitzki“ durchgelesen. Das Buch hat mich sehr gefesselt und beschäftigt mich auch nach dem Durchlesen weiter.
 
Kurz zum Inhalt: Der Autor Thomas Pletzinger hat über viele Jahre Dirk Nowitzki begleitet, aus einem anfänglich geplanten einmaligen Artikel wurde am Ende ein umfasendes Buch über Dirks Leben und der Versuch das Phänomen Dirk Nowitzki zu erklären. Da Thomas Pletzinger im ähnlichen Alter wie Dirk ist und selber ein relativ guter Basketballspieler in Hagen war, hat er einen engen Bezug zu Dirk und seiner Entwicklung. Sicherlich merkt man, dass der Autor extrem fasziniert von Dirk ist und ihn bewundert, indem was er sportlich geleistet hat, aber auch wie er sich neben dem Court gibt und nach welchen Werten er lebt. Ist das kritisch bei einer Biografie? Muss ein Autor neutral sein? Mich hat es nicht gestört, vermutlich da ich selbst nicht neutral bin und Dirk in vielerlei Hinsicht bewundere.
 
Ich bin etwas älter als die beiden und habe Basketball eher spät entdeckt und nur in unteren Ligen gespielt. Dennoch habe ich einen starken Bezug zu dem Sport und habe auch die Karriere von Dirk immer verfolgt, wenn auch nicht so intensiv. Im Basketball war für mich Michael Jordan die Ikone bzw. der GOT („greatest player of all time“). Die Besonderheit bei Dirk ist, dass er aus Deutschland kommt und bisher außer Detlef Schrempf noch kein Deutscher eine wirklich erfolgreiche Karriere in den NBA absolviert hat. Zudem gibt es viele Besonderheiten an Dirk und seiner Entwicklung, die Thomas Pletzinger in seinem Buch sehr gut herausarbeitet. Dabei sind für mich besonders die folgenden Punkte beeindruckend:
 
  • Dirks Bodenständigkeit. Es wirkt zumindest aus der Ferne und den Beschreibungen im Buch so, als ob sich Dirk nicht viel aus seinem Reichtum und dem möglichen Luxus gemacht hat. In Interviews wirkt er stets sympatisch und nahbar, trotz des ganzen Medienrummels um ihn.
  • Dirks Disziplin & Wille. Sicherlich war Dirk für seine Sportkarriere mit besonderen körperlichen Voraussetzungen gesegnet, aber nur durch permanente Arbeit an sich und seinen Skills wurde er zu einem der herausragenden Spielern der NBA.
  • Dirks Erfolge Erfolge. Sowohl mit den Dallas Mavericks (NBA Meisterschaft 2010/11), als auch mit der Nationalmannschaft (Silber EM 2005, Bronze WM 2002) hat er große Erfolge erzielt, zudem hat er unzählige Rekorde und Erfolge als Einzelspieler erreicht (u.a. mit 31.560 Punkten Platz 6 in der ewigen NBA-Bestenlisten, MVP Titel 2007). Besonders der Meisterschaftstitel mit den Mavs in der Saison 2010/11 war für Dirk und seine Fans vermutlich der Höhepunkt seiner Karriere. Ich habe nachts am Fernseher geklebt und die Finals geschaut, wobei ich zum Teil mit erheblichen Schmerzen durch eine Kalkablagerung in der Schulter gekämpft habe und damit diese Spiele und den Titel in ewig bleibender Erinnerung behalten werde.
  • Dirks Treue zu seinem Verein. Er hat unglaubliche 21 Jahre bei demselben Team gespielt und auch bei Vertragsverlängerungen auf Geld verzichtet, um in Dallas bleiben zu können und dem Verein die Möglichkeit zu geben andere hochklassige Spieler zu holen. Eine derartige Treue zu einem Verein ist in der NBA noch untypischer als z.B. im europäischen Fußball und auch deutlich weniger beeinflussbar vom Spieler, da sie leichter zum einem anderen Team „getraded“ werden können.
  • Dirks besondere Beziehung zu seinem persönlichen Mentor und Coach Holger Geschwindner. Dieser Teil von Dirks Leben und Karriere fasziniert mich fast am meisten. Holger Geschwinder war selbst ein sehr erfolgreicher Basketballspieler (u.a. Teilnahme an den olympischen Spielen 1972). Er hat Dirk entdeckt und geformt und dabei viele unorthodoxe Ansätze gewählt, u.a. im Bezug aufs generelle Lernen und sein Training (so hat er u.a. den optimalen Wurfwinkel für Dirk berechnet und mit ihm trainiert). Für ihn gibt es auch eine besondere Verbindung von Basketball und Jazz, von Perfektion und Freiheit im Spiel. Auch nach Lesen des Buches kann ich noch nicht richtig greifen, woran der Schlüssel des Erfolges dieses Duos von Coach und Spieler lag. Klar ist mir die sicherlich nicht neue Erkenntnis, dass eine guter Mentor eine extrem wichtige Rolle spielen kann für Erfolge in vielen Bereichen des Lebens. Im Detail waren sicherlich die ungewöhnlichen Trainingsansätze, die permanente Arbeit und Optimierung und generell die positiv symbiotisch wirkende Beziehung der beiden wichtige Erfolgsfaktoren.
 
Als ich das Buch zugeklappt habe war ich zunächst sehr traurig, dass es zu Ende war und auch Dirks Karriere beendet ist. Dirk hat 21 Jahre in der NBA gespielt und viele Jahre in der deutschen Nationalmannschaft. Er war damit für mich und viele andere ein Fixpunkt, wenn es um das Thema Basketball ging. Mich macht es etwas traurig, dass ich Dirk nie live in einem Spiel sehen konnte.
Gleichzeitig merke ich an seinem Karriereende auch mein eigenes Älter werden und falle daher vermutlich in eine gewisse Melancholie. 
 
Ich kann das Buch sehr empfehlen, vor allem wenn man einen gewissen Bezug zum Basketball hat. Vermutlich können aber auch Basketball Laien viel aus dem Buch mitnehmen, wenn sie sich auf die Basketballwelt einlassen. Danke Thomas und Dirk!

1 Kommentare zu “Dirk – was für ein Typ!

  1. Eindrucksvolles Bild ausgesucht zu einer noch eindrucksvolleren Besprechung. Klar ist, dass Dirk einer in jeder Hinsicht der groessten deutschen Sportler aller Zeiten ist. Danke!

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