Selbstentwicklung durch Handwerkermentalität

„Sich grundsätzlich in eine konstruktive Richtung zu bewegen, in eine, die es einem erlaubt, seine Kreativität zu nutzen, seine Talente zu entwickeln, Dinge zu tun, von denen man sagen kann, dass sie ein paar gute Spuren hinterlassen haben. Das Leben ist kurz – aber wenn man es richtig lebt, dann ist es wahrscheinlich lang genug.“ Alessandro Zanardi
 
In einem Spiegel Artikel bin ich auf dieses Zitat von dem verunglückten ehemaligen Formel-1-Piloten und Paralympics-Sieger Allessandro Zanardi gestolpert und habe mich dabei gefragt wie ich selbst bei diesen Themen dastehe. Bewege ich mich in eine konstruktive Richtung? Nutze ich meine Kreativität, entwickele ich meine Talente und hinterlasse ich gar ein paar Spuren?
 
Kreativität kein leichtes Spiel für Erwachsene
Wenn ich in selbstkritischer Weise darauf schaue würde ich spontan alles verneinen. Ich fühle mich im Alltag oft fremdbestimmt und wenig kreativ. Die Kreativität bringen unsere Kinder in mein Leben durch ihr Spielen, sie lieben es mit Figuren in fiktive Welten abzutauchen und dort Abenteuer zu erleben. Tief in mir kann ich fühlen, dass ich genau so auch als Kind gespielt habe, nur fällt es mir als Erwachsenem nicht leicht, voll und ganz in ihre Welten einzutauchen. Ich höre dann den Kritiker in mir der sagt „jetzt muss du mal wieder ernst sein“ oder „jetzt musst du aber weiter arbeiten und etwas reales tun“ oder etwas in der Richtung. Dieser Blog ist auch ein Versuch meine Kreativität für mich neu zu entdecken. Vor kurzem bin ich passender Weise über ein Buch von Julia Cameron gestolpert, „Der Weg des Künstlers“, was nun auf meinem Nachtisch zur Lektüre liegt.
 
Angeborene Leidenschaft vs. Entwicklung
Was ist mit meinen Talenten? Wie entwickele ich diese und vor allem, was sind diese? Unzählige Selbsthilfe Bücher sind zu diesem Thema erschienen und zum Teil auch von mir konsumiert worden. Zudem habe ich Geld in Tests und Coachings investiert, um mein Talent und meine Leidenschaft zu finden. Grundsätzlich gibt es aus meiner Sicht zwei unterschiedliche Ansätze dazu wie man seine Leidenschaft entdeckt. Zum einen, dass die persönliche Leidenschaft bereits tief in in jedem angelegt ist und sie „nur noch“ mit Hilfe von verschiedenen Übungen ans Tageslicht befördert werden muss. Der andere Ansatz propagiert, dass die individuelle Leidenschaft nicht per se gegeben ist, sondern mit der Zeit entwickelt werden kann.
 
Handwerker Mentalität
Ich glaube eher an den zweiten Ansatz, vielleicht auch aus Verzweiflung, dass unzählige Tests und Übungen es nicht geschafft haben mir meine wahre Leidenschaft zu offenbaren. Ein starker Verfechter des Entwicklungsansatzes ist Cal Newport, dessen Buch „So Good They Cannot Ignore You“ ich zu diesem Thema sehr empfehle. Er erläutert, warum die Leidenschaftshypothese für die meisten Mensch ein schlechter Rat ist, da sie vorgaukelt, dass es irgendwo den einen, richtigen Job für gibt, den man nur finden muss. Wenn man ihn dann nicht findet hat man ein Problem und es kann zu Selbstzweifeln und häufigen Jobwechseln kommen. Stattdessen empfiehlt er eine Handwerker Mentalität einzunehmen und an der Leidenschaft zu arbeiten bzw sie sich mit der Zeit entwickeln zu lassen. Indem man immer besser wird in dem, was man tut und seltene und wertvolle Skills aufbaut, kann man so gut werden, dass man die Freiheit und Kontrolle darüber erlangen kann, was und wie man arbeiten möchte.
 
Spuren durch positive Entwicklung
Wie sieht es mit den Spuren aus? Das ist die Frage aller Fragen, sprich was hinterlasse ich, wenn ich nicht mehr da bin? Ich habe hierauf für mich noch keine abschließende Antwort gefunden. Einerseits ist es vermutlich vermessen zu glauben, dass man als einer von fast 8 Milliarden große spuren hinterlassen wird. Andererseits glaube ich, dass unser unmittelbares Umfeld ohne uns anders aussehen würde. Meine Hoffnung ist, dass man dadurch, dass man versucht positiv, offen und hilfsbereit zu sein und nicht aufhört, sich zu entwickeln, einen kleinen positiven Beitrag zum Guten leistet und eine kleine Spur hinterlässt. Mit eigenen Kindern kommt eine weitere Dimension dazu. Man hinterlässt unweigerlich Spuren bei ihnen durch die Erziehung und das Vorleben von Werten. Kritisch sehe ich es, wenn man versucht durch Kinder das auszuleben, was man selber nicht erreicht hat. Erziehung ist keine leichte Aufgabe, aber eine sehr spannende Reise!

2 Kommentare zu “Selbstentwicklung durch Handwerkermentalität

  1. was ich an diesem Blog schätze ist, dass der Autor auf allen Gebieten relevante Fragen aufwirft, und uns keine Antwort schuldig bleibt, uns also nicht nicht im Regen stehen lässt. Ich bin mehr ein Verfechter der Theorie, dass jeder seine Leidenschaften kennt, aber diese durch Handwerkermentalität, und harte Arbeit, wie mit fast allem, erst einmal entwickeln muss, bevor man dadurch irgendwelche Spuren hinterlassen, geschweige denn Geld verdienen könnte. Dagegen hat jeder Talente, die nicht unbedingt mit den Passionen koinzidieren müssen. Diese Talente erfordern oft weniger Arbeit und Entwicklung, als die Bereiche, die man leidenschaftlich liebt. Im Berufsleben, um sein tägliches Brot zu verdienen, sollte man, denke ich, sich nicht nur an seinen Leidenschaften orientieren. Das endet oft als brotlose Kunst. Besser man macht das, worin man gut ist und finanziert so Zeit und Raum, um seine Leidenschaften zu entwickeln. Am besten Talent und Leidenschaft sind natuerlich ein und dasselbe. Dann haben wir einen erfolgreichen und erfüllten Menschen, der mit dem was er am liebsten macht, sein Brot verdient …. schätzungsweise 5% unserer Mitmenschen.

    1. Vielen Dank Kerim für deine aufmunternden Worte und deine Sicht. Ich teile das, auch wenn es nicht immer leicht fällt Talent und Leidenschaft getrennt zu sehen.

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